Was kann ich selber tun, um meinen Blutdruck zu senken?

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a müssen sie jetzt ran! Aber es ist auch gar nicht so schwer, wenn sie z.B. folgende Alltagstipps beherzigen könnten

- dann könnten sie mit einer Ernährungsumstellung, die die gesättigten Fettsäuren drastisch reduziert, ihren Blutdruck bis zu 14 mm Hg senken. Also essen sie viel Gemüse, Obst und Seefisch, dann würden sie, sofern Sie eher stämmig sind, mit jedem abgehungerten oder abtrainierten Kilogramm Körpergewicht 2 mm Hg ihres Hochdrucks verlieren. Das sind bei 10 kg Gewichtsverlust bis zu satten 20 mm Hg Senkung ihres Drucks.
- dann könnten sie bei regelmäßiger sportlicher Bewegung von 3 x 40 Minuten pro Woche bis zu 9 mm Hg Blutdrucksenkung erfahren
- dann könnten kochsalzempfindliche Hypertoniker durch das Unterlassen des gewohnten Nachsalzens ihren Druck bis zu 8 mm Hg senken. Ihr täglicher Kochsalzkonsum sollte dann unter 6g pro Tag sein. Achten sie dabei bitte auch auf den Kochsalzgehalt in den Nahrungsmitteln, denn Salz bindet bekanntlich Wasser in den Gefäßen und lässt damit den Blutdruck ansteigen.
- dann könnte selbst der regelmäßige Genuß von bitterer Schokolade, und gemeint ist 74 %ige Bitterschokolade, helfen, ihren Druck nachweislich zu senken und die Fließeigenschaften ihres Blutes zu verbessern.
- dann könnte der gemäßigte Genuss von alkoholischen Getränken ihren Blutdruck bis zu 4mm Hg senken. Gemäßigt heißt für den Mann, nicht mehr als 700 ml Bier oder 300 ml Wein pro Tag. Hypertonikerinnen begnügen sich bitte mit der Hälfte der Männerdosis
- dann würde langsamer zu reden, entspannte Bauchatmung, Meditation und das Intonieren blutdruckharmonisierender Laute Ihnen helfen, Ihren Druck abzubauen.
- zur Entspannung gehört auch der Genuß. Lernen sie dabei auch ihr Essen zu genießen und lassen sie es nicht einfach nebenbei geschehen und schlingen sie es nicht einfach nur hinunter.
- dann würde, zu guter Letzt, das Vermeiden oder Auflösen von Spannungssituationen im Berufs- und Beziehungsalltag ihrem Druckabbau dienlich sein.
Also lernen sie über Gefühle zu reden und stauen sie bitte nichts auf. Hier gilt das schlichte Motto, wer rechtzeitig vorträgt, muss nicht nachtragen, denn wer nachträgt, trägt es weiter mit sich herum und verlängert sein Spannungsgefühl und Unwohlsein und gefährdet seinen Blutdruck



Gefährlicher Hochdruck Weniger als ein Drittel der Hypertoniker erreichen laut Statistischem Bundesamt unter herkömmlicher Medikamenteneinnahme einen normalen Druck. Grund genug, weiter zu denken.

Bluthochdruck –
die überforderte & überkontrollierte Seele
von
Wilfried Vogelbusch, Dipl.Psychologe, Berlin
Matthias Witt, Arzt, Berlin

Hoher Blutdruck ist eine Anpassungsreaktion des Körpers auf bestimmte Anforderungen und Anstrengung: körperlicher, geistiger oder psychischer Art.
Vor Prüfungen hat fast jeder Mensch einen erhöhten Blutdruck, ebenso beim Sport und bei schwerer körperlicher Betätigung. Auch wenn Menschen Konflikte mit sich selbst oder anderen Menschen haben, kann der Blutdruck erhöht sein. Diese so genannten situativen Blutdruckerhöhungen gehen oft wieder vorbei, nachdem die Anstrengung vorüber ist.

Einige Menschen halten den hohen Blutdruck jedoch aufrecht, manche über viele Stunden, andere über Tage, Wochen, Monate, manche sogar dauernd oder über Jahre. Was führt dazu, den Blutdruck aufrecht zu erhalten?
Sind Konflikte oder Stress Ursache des anhaltenden hohen Blutdrucks, dann scheint es so zu sein, dass man sich von dem Konflikt oder dem Stress nicht gelöst hat, sondern ihn verinnerlicht hat. Aus einer Stresssituation wurde auf die Weise ein lang anhaltendes Trauma.

Oft vergisst man den Grund für den inneren Stress, aber Körper, Geist und Seele geraten in einen Zustand, als bestünde Dauergefahr. Verbunden damit sind innere Unruhe und ständige Anstrengung, angepasst zu bleiben und unterdrückte Gefühle möglichst nicht zu zeigen und im Zaum zu halten. Solche Gefühle können z.B. Wut, Schmerz, Trauer, Rachebedürfnisse, Depression, Enttäuschungen, fortdauernde Zurücksetzung, mangelnde Beachtung und Anerkennung sein.
Natürlich ist Ihnen das Meiste von dem, was wir bis jetzt über Hypertonie berichtet haben, längst bekannt. Sofern Sie ein typischer Überforderungshypertoniker sind, wissen Sie häufig schon alles lange vor den anderen, und wenn nicht, dann besitzen Sie zumindest die Fähigkeit, so tun als ob.
Sie lassen sich nicht gerne belehren und sind nicht gerade neugierig auf Kritik. Deswegen helfen Sie zwar gerne anderen, aber Hilfe selbst anzunehmen, ist für Sie wie ein Vernichtungsurteil und geht nicht selten mit Kontrollverlust einher.
Erinnern Sie sich an das Märchen vom ‚Hasen und Igel’?
Manche von ihnen brauchen immer eine Nasenlänge Vorsprung. Beim legendären Wettlauf zwischen Hase und Igel sind Sie der Hase, der unbedingt gewinnen muss und dafür hohen Blutdruck und Infarkt-Risiko einsetzt. Der Igel liegt im Zielbereich meistens schon bequem in der Sonne, wenn der Hase ankommt, und hat deswegen offenbar keine Gewissensbisse. Der Hase hat nur dann kein schlechtes Gewissen, wenn andere merken, dass er sich abhetzt, gequält und im Grenzbereich seiner Kräfte bis zur Erschöpfung agiert hat.

Was Sie vielleicht erstaunt, ist die Information, dass Bluthochdruck, obwohl als Krankheit bezeichnet, eine von Ihnen selbst gelernte – und zwar unbewusst gelernte – Fähigkeit ist. Das meiste unserer Fähigkeiten haben wir unbewusst gelernt, angefangen vom Laufen oder Sprechen als Kleinkind, und wenden diese Fähigkeiten auch unbewusst an.

Möglicherweise ist Ihnen dieser Gedanke nicht angenehm, weil Sie lieber alles bewusst kontrollieren möchten. Aber mit unserem Bewusstsein alleine wüssten wir nur einen Bruchteil der Dinge, die wir gelernt haben. Im unbewussten Teil Ihrer Seele steht Ihnen für Ihre enormen Leistungsansprüche ein unendliches Reservoir an Fähigkeiten zur Verfügung.
Da Sie die Fähigkeiten besessen haben, Ihren Blutdruck zu erhöhen, dürften in Ihrem Unbewussten auch die Fähigkeiten ruhen, ihn wieder zu senken. Wie bekommt man Zugriff zu solchen unbewussten Möglichkeiten?

Bevor Sie herauszufinden, welche Ihrer Möglichkeiten Sie nutzen können, Ihren Blutdruck wieder zu senken, ist es sinnvoll, ein paar Fragen nach den noch teils unbewussten Gründen zu stellen, derentwegen Sie Ihren Blutdruck erhöht haben. Das dürfte nicht ganz einfach sein, denn das etwas Unbewusstes in Ihnen an Ihren Handlungsentscheidungen maßgeblich beteiligt sein soll, geht Ihrem Bedürfnis, alles selbst im Griff haben zu wollen, doch erheblich gegen den Strich.
Stellen Sie sich folgende 10 Fragen, und nehmen Sie sich bei jeder Frage –sofern Sie das können - etwas Zeit, die Frage wirken zu lassen. Befreien Sie sich einen Moment von dem Druck, eindeutige, beweisbare Antworten zu finden, und geben Sie stattdessen Ihren Einfällen oder Ideen mehr Raum.

1. Frage: könnte mein erhöhter Blutdruck dazu beitragen, meine angespannte Wachheit besser und länger aufrecht zu erhalten?
2. Frage: könnte mein erhöhter Blutdruck mir zu mehr Aktivität und Durchhaltevermögen verhelfen?
3. Frage: könnte mein erhöhter Blutdruck mir helfen, mein Verhalten und meine Gefühle besser unter Kontrolle zu behalten?
4. Frage: könnte mein erhöhter Blutdruck dazu dienen, unangenehme Gefühle einzudämmen, wie Schmerz, Aggression, Wut, Ärger, Groll, Trauer, Kränkung?
5. Frage: könnte mein erhöhter Blutdruck mir die Energie geben, viele Dinge lieber alleine zu tun, statt sie an andere Menschen zu delegieren, um Hilfe zu bitten oder mich mitzuteilen?
6. Frage: könnte mein erhöhter Blutdruck zu der Kraft beitragen, die ich brauche, um mein hohes Verantwortungsbewusstsein stets aufrecht zu erhalten?
7. Frage: könnte mein erhöhter Blutdruck mir helfen, meine eigenen Bedürfnisse nicht zu spüren, um besser das zu tun, was angesagt ist?
8. Frage: könnte mein erhöhter Blutdruck mich in die Lage versetzen, besser, schneller, zuverlässiger als andere zu sein?
9. Frage: könnte mein erhöhter Blutdruck mich dabei unterstützen, ständig neue Beweise für meine Existenzberechtigung zu liefern?
10.Frage: könnte mein erhöhter Blutdruck meinem Anspruch dienen, immer angepasst reagieren zu können?

Wenn Sie einige Fragen mit „Ja“ beantworten konnten, dann besteht für Sie die Möglichkeit, Ihre Fähigkeit, den Blutdruck zu erhöhen, durch andere Fähigkeiten aus Ihrem großen Repertoire zu ersetzen. Das ist nicht immer einfach und erfordert oft professionelle Hilfe, ähnlich einem Profisportler, der einen Coach braucht, um auf unbewusste Momente, die leistungsfördernd oder –hemmend sind, aufmerksam gemacht zu werden.
Die erste Frage ist natürlich, ob Sie überhaupt etwas für sich tun können. Bei vielen Hypertonikern scheitert eine Weiterentwicklung bereits daran, dass sie nichts für sich selbst tun dürfen oder sich selbst nichts gönnen. Viele beginnen die Behandlung nur, weil der Arzt das will oder Angehörige nicht zu nörgeln aufhören. Sie halten ihre Getriebenheit und Unruhe für normal und kooperieren eine Weile scheinbar brav mit dem Therapeuten oder Arzt, um als gehorsamer Patient zu gelten. Gerade noch rechtzeitig im letzten Moment, wenn die jahrzehntelang zurückgehaltenen Aggressionen drohen, wie eine Welle ins Bewusstsein zu schwappen, wird die Therapie fluchtartig verlassen. Andere beginnen die Therapie mit der Vision, noch besser für andere da sein zu können, ihrem Perfektionismus noch besser gerecht werden zu können und noch mehr Ausdauer für ihre Getriebenheit aufzubringen.

Was nützen den Hypertonikern da psychosomatische Vorstellungen, dass frühkindlicher Verlust von Liebe, Zuneigung, Vertrauen oder wichtiger Bezugspersonen, eine Ursache für Ihre druckartige Fehlsteuerung sein könnte?
Mit Gegendruck haben Sie schließlich über Jahrzehnte gelernt, nie wieder in eine so ohnmächtige Lage zu kommen.
Nun wollen Sie folgerichtig vom Coach oder Therapeuten lernen, den Tag zum 48-Stundentag zu machen. Dass die Therapie ins genaue Gegenteil zielt, ist für solche Menschen eine enorme Kränkung und Desillusionierung und führt oft zum Behandlungsabbruch.
Ein altes arabisches Sprichwort besagt: „Wer schnell macht ist früher fertig!“ Auf das Leben des Hochdruckerkrankten bezogen wäre das eine schlechte Prognose. Doch das trifft wahrscheinlich nur auf die anderen zu!

Ihre Lebensweise insgesamt grundsätzlich zu verändern, wird oft empfohlen, und hört sich so einfach an: gesünder essenweniger Genussmittel weniger rauchenweniger Kochsalz weniger Streßmehr joggen.

Keine dieser Gesundheitstipps sind je nach körperlicher Voraussetzung wirklich falsch. Solche Maßnahmen sind allerdings nur dann wirksam, wenn sie von innen heraus kommen. Wenn Ihr neuer Lifestyle nichts als eine aufgepfropfte Schauspielerei oder sozialisierte Medienanpassung ist, dann haben Sie den gleichen Stress wie vorher, oder noch mehr, und immer noch den gleichen Blutdruck.

Zu einer wirksamen Lebensumstellung gehören Änderungen der inneren Einstellung zum Leben, Änderungen der Glaubenssysteme über Mitmenschen und über das eigene Selbst, eigene Bedürfnisse und Ansprüche und eigene Gefühle. Hilfreich ist hierbei eine erweiterte und tiefere Sichtweise der eigenen Lebensgeschichte, aus der erkennbar wird, warum Sie sich unbewusst entschieden haben könnten, eine Lebenseinstellung zu entwickeln, zu der Sie einen hohen Blutdruck brauchen könnten.

Der Anteil der Blutdrucksenkung ohne Medikamente müsste deswegen mit Maßnahmen geschehen, die längerfristig dazu beitragen, dass man sich auch ohne Bluthochdruck in einer psychischen und körperlichen Verfassung befindet, mit der man gut leben kann.
Dazu gehören Möglichkeiten: innere Unruhe zu lindern, sich seelisch und körperlich in einen entspannten Zustand bringen zu können unddiese Gelassenheit auf viele solcher Situationen zu übertragen, auf die vorher der hohe Blutdruck übertragen wurde. Weiterhin sind Methoden wichtig, seine strengen Ansprüche und Glaubenssätze etwas zu lindern und sich Zeit nicht nur für Forderungen und Ansprüche anderer, sondern für seine eigenen Angelegenheiten und Gefühle zu nehmen.

Auch wenn ‚Baron Münchhausen’ hin und wieder grüßen lässt,
sich ‚am eigenen Schopf’ aus dem Hochdruck befreien zu können,
ist eher unwahrscheinlich.
Selbstbewußte Hypertoniker suchen daher auch im Grenzbereich zwischen Körper und Gefühlen Hilfe von außen.
Dabei sind systemische, lösungsorientierte Psychotherapien althergebrachten problemzentrierten, analytischen Verfahren vorzuziehen.
Versuchen Sie sich auf neue Erfahrungen einzulassen,
die alten kennen, bedrücken und erwischen Sie schon lange genug!
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