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Kassenmedizin

Geschüttelt nicht gerührt!

Was unterscheidet ein verdünntes von einem potentierten Arzeneimittel?

Als Hahnemann mit der homöopathischen Arzneimitteltherapie die erstern Versuche begann, arbeitete er ausschließlich mit Verdünnungen der entsprechenden Substanzen nach dem Ähnlichkeitsgesetz (Simileprinzip). Später sollte er erkennen, daß die 'potenzierten', d.h. verschüttelten oder verriebenen Verdünnungen therapeutisch wesentlich stärker wirksam waren. Hahnemann wurde klar, daß es bei der homöopathischen Behandlung primär um die dynamisierten Kräfte der verschiedenen Arzneimittel geht und nicht allein um ihre stofflichen Anteile. Der Terminus des “Potenzierung” wurde von ihm 1827 eingeführt. Verschüttelte oder verrieb Hahnemann die Homöopathika im Verhältnis 1:100 (C=Centesimale), also z.B. 1Tropfen Urtinktur auf 99 Tropfen Weingeist, führte
Vehse-Meyer 1836 die Dezimalreihe (D-Potenzen) ein, bei der die Stoffe im Verhältnis 1:10 potenziert werden. In Deutschland hat sich diese Art der D-Potenzierung eingebürgert. Zum Ende seines Lebens in Paris bevorzugte Hahnemann mehr und mehr den dynamisch energetischen Aspekt der Arzenei gegenüber dem materiellen. Zu der C-Potenzreihe schuf er die LM-Reihe, bei der die Verdünnung 1:50.000 beträgt. Eine besondere Art der Potenzierung sei hier noch erwähnt: die Methode nach Korsakoff, die in Frankreich sehr beliebt ist. Während bei der Potenzierung nach der C- oder D-Reihe für jeden dynamisierten Verdünnungsschritt ein neues Glas verwendet werden muß (Mehrglassystem), führte Korsakoff die weniger aufwendige Einglasmethode ein. Bei dieser Technik werden 99 Teile eines potenzierten Flascheninhalts weggeschüttet und der zurückbleibende Teil des Flascheninhalts mit Weingeist aufgegossen und verschüttelt. Mit der neuentstandenen Potenz wird dann wieder verfahren wie zuvor beschrieben. Der Vorteil einer Korsakoff-Potenzierung liegt auf der Hand: 1. arbeitserleichterndes Hochpotenzieren,
2. und das scheint noch wichtiger zu sein, der Patient nimmt verschiedene Dynamisierungsstufen auf einmal zu sich, was den Therapieerfolg häufig beschleunigt und die Gefahr der Erstverschlimmerung reduziert. Aus dem Gesagten wird verständlich, daß eine homöopathische Potenz aus dem Vorgang des Verdünnens und Verschüttelns bzw. Verreibens entsteht. Durch das Potenzieren wird der energetische Bereich der 'Simile-Arznei' aufgeschlossen und in seiner Wirkung nachweislich verstärkt.