Falschstudien

Profitgier statt Patienteninteresse

„Wir wissen aus zahlreichen klinischen Untersuchungen, dass bei klinischen Studien, die der Hersteller finanziert, getrickst wird und negative Ergebnisse zur Wirksamkeit und zu unerwünschten Nebenwirkungen neuer Arzneimittel häufig nicht publiziert werden.“
Professor Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzende der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft im Interview mit der Frankfurter Rundschau
Medizinische Fachzeitschriften und Datenbanken nehmen selten bis nie gefälschte und manipulierte Studien zurück oder löschen diese, berichtet das „arznei-telegramm“ (1). Selbst Korrekturen oder Warnhinweise würden in der Regel nicht vorgenommen, so dass gefälschte Studien in den Archiven erhalten blieben und weiterhin zitiert werden könnten. Dies könne auch zu falschen Therapieentscheidungen führen und somit die Gesundheit der Patienten gefährden, warnt das Blatt.
Manipulationen und Fälschungen bei Studien für Medikamente sind heutzutage nichts Neues. „Veränderungen von Design, Methodik und Ergebnissen“ – oft veranlasst durch Pharmafirmen – seien nicht ungewöhnlich. Teilweise könnten nur so negative Ergebnisse in positive verwandelt und so das Medikament schneller auf den Markt gebracht werden. Das wiederum bedeutet natürlich Profit für die Pharmaindustrie. Doch nicht nur die gewinnen an manipulierten Studien. Auch Fachzeitschriften verdienen daran: zum einen steigern häufig zitierte Blätter ihr Ansehen, also auch die Anzeigenpreise; und zum anderen können Nachdrucke oder Sonderdrucke den Umsatz beträchtlich steigern, schreibt das „arznei-telegramm“ und fordert die Herausgeber auf, einheitliche Regeln für den Rückruf gefälschter Studien zu erarbeiten und auch strikt umzusetzen. (JW)

1 arznei-telegramm. 42. Jg. 03/11.

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