Vom Affen lernen

Wussten Sie, dass monogame Affenmännchen den kleineren Penis haben als polygame? Wussten Sie, dass Affen, die häufiger masturbieren auch mehr Sex mit einem Partner haben? Wussten Sie, dass Affenweibchen genitale Schwellungen auch außerhalb ihres Eisprungs demonstrieren? Während einige Mediziner auf der '32. Jahrestagung der Akademie für Sexualmedizin' solidarisch vermuteten, dass auch Affen außerhalb ihres Fortpflanzungstriebs so etwas wie Lust empfinden, reduzierte die Primatenforscherin Frau Dr. Fruth vom Max-Planck-Institut in Leipzig dieses Verhalten überraschend auf eine reine Überlebensstrategie innerhalb einer hierarchisch organisierten Affengruppe. War das nicht allzu patriarchalisch interpretiert, wo Karrierefrauen der Spezies homo sapiens gerne unterstellt wird, sich vorteilheischend 'nach oben geschlafen' zu haben? Nun ungeklärt blieb bei diesem spannenden Begrüßungsvortrag zum Thema 'Sexualität der Primaten - unser Erbe', warum wir Menschen uns gar zu oft wie territorial abgrenzende, Keule schwingende Schimpansen verhalten anstatt es unseren genetisch verwandten Bonobo-Affen nachzumachen und wie friedliche, Gruppensex praktizierende Spät-68iger im Ashram zu leben. Nun anders als bei anderen Teilen der Medizin scheint Genetik beim Thema Sex & Gewalt nicht alles zu sein. Und auch terminologisch konnte die Primatenforscherin den Wortschatz der anwesenden Ärzte und Psychologen ierweitern: während gewöhnliche Menschen kohabitieren, penetrieren, miteinander schlafen, Sex haben, schlicht bumsen oder vögeln, pflegen Affen mit Hilfe der 'Intromission' ihren Genpool zu erweitern. Es ist schon verwirrend, wenn es bei Affens zivilisierter zu geht als bei seinen moralisierenden aggressiven Nachfahren. Und die forschen oder forschenden Genetiker? Da herrscht wie sooft Erklärungsnotstand.

Neugierig?

Der Affe in uns:
Warum wir sind, wie wir sind

vonFrans de Waalund Hartmut Schickert von Hanser
(Gebundene Ausgabe - August 2006)
Preis: EUR 24,90